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Über 100 Jahre gelebte Gemeinschaft, Spiritualität und Engagement
Ein Blick auf die bewegte Geschichte der Evangelischen Martha-Gemeinde in Berlin-Kreuzberg

Die Evangelische Martha-Gemeinde in Berlin kann auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken – eine Geschichte, die von Aufbrüchen, Engagement und einem tiefen Sinn für Gemeinschaft geprägt ist. Seit ihrer Gründung im Jahr 1904 ist sie ein Ort, an dem Spiritualität, gesellschaftliche Verantwortung und kulturelle Vielfalt miteinander verbunden werden.

Gründung mit einem besonderen Fokus auf Frauen

Die Einweihung der Martha-Kirche fand im Jahr 1904 statt. Namenspatronin ist Martha, eine starke und facettenreiche Frau aus der Bibel. Ihr Vorbild prägt bis heute das Selbstverständnis der Gemeinde. Die kunstvolle Gestaltung der Kirche legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Würdigung biblischer Frauenfiguren – ein klares Zeichen, dass weibliche Spiritualität und Stärke von Anfang an in der Martha-Gemeinde ihren Platz hatten.

Pionierarbeit für Frauen: Das Frauencafé und Mira Martha

Im Jahr 1978 wurde in der Martha-Kirche ein Zeichen gesetzt: Mit dem ersten emanzipatorischen Frauenprojekt in der Berliner Kirchenlandschaft öffnete das „Frauencafé“ seine Türen. Aus dieser mutigen Initiative entwickelte sich später „Mira Martha – Räume für Frauen“, ein geschützter Ort für Begegnung, Austausch und Stärkung.

1983 entstand aus dieser Arbeit der Verein Frau und Beruf e.V.. Bis heute unterstützt er Frauen mit einem vielfältigen Programm aus Beratung, Kursen und Qualifizierungsangeboten – ein wichtiger Beitrag zur beruflichen Chancengleichheit. Am 7. Juni 2008 feierte die Gemeinde das 30-jährige Jubiläum des Frauencafés – ein Meilenstein in der Geschichte feministischer Gemeindearbeit.

Feiern der Religionen und Weltanschauungen: Dialog als gelebte Praxis

Seit 1999 lädt die Martha-Gemeinde jedes Jahr – früher immer am 2. Advent – zu den Feiern der Religionen ein, die sich zu Feiern der Religionen und Weltanschauungen weiterentwickelt haben. Vertreter*innen des Judentums, Islams, Hinduismus, Buddhismus, Christentums und inzwischen auch des Humanismus kommen hier zusammen, um im Geist des Respekts und der Verbundenheit gemeinsam zu feiern. Die Martha-Gemeinde ist zudem aktiv im Interreligiösen Dialog – etwa im Netzwerk IRDIK (Interreligiöser Dialog Kreuzberg) und dem Interreligiösen Netzwerk Stadtmitte.

Auch im Alltag zeigt sich die Offenheit der Gemeinde: In Gottesdiensten werden Erfahrungen anderer Religionen aufgegriffen, im Meditationsraum begegnen sich christliche Spiritualität, Yoga und Qi Gong. Besonders bewegend war im Mai 2020 die Öffnung der Kirche für das Freitagsgebet der Dar Assalam Moschee während des Ramadan – eine solidarische Geste während der Corona-Beschränkungen, die tief berührte und den interreligiösen Zusammenhalt nachhaltig stärkte.

Spirituelle Vielfalt und kreative Formen des Glaubens

Die Martha-Gemeinde ist bekannt für ihre experimentierfreudige Spiritualität. Mysterienspiel-Gottesdienste mit Pantomime, Musik und Klang laden zur ganzheitlichen Erfahrung ein. Seit März 2020 gibt es außerdem die „Gottesdienste in der Gemeinschaft der Einsiedler*innen“ – ein digitales und analoges Format zum Lesen, Hören, Mitsingen und Mitbeten, das vermutlich als kreative Antwort auf die Pandemie entstand.

Die Musik spielt eine große Rolle im Gemeindeleben. Der Chor probt regelmäßig, und in den sonntäglichen Gottesdiensten erklingen nicht nur Orgel und Flügel, sondern auch Synthesizer und Gongs. Diese Vielfalt macht die Gottesdienste zu besonderen Erlebnissen.

Ein lebendiger Ort für Jung und Alt

Kinder und Jugendliche finden in der Martha-Gemeinde viele Angebote: ein Familiencafé, Kinderkirche sowie Räume der Offenen Jugendarbeit, die Jugendlichen aller sozialen Hintergründe, Religionen und Kulturen offensteht. Auch die Kindertagesstätte Makke e.V. ist in den Räumen der Gemeinde beheimatet.

Jubiläen und Abschiede

Im Jahr 2015 feierte die Gemeinde ihr 111-jähriges Bestehen mit einem festlichen Gottesdienst. Ein weiterer wichtiger Moment war im Juli 2023 der Abschied von Pfarrerin Monika Matthias, die mit einem liebevoll gestalteten „Lebensfest“ in den Ruhestand verabschiedet wurde – ein Ausdruck der Dankbarkeit für ihr Wirken.


Martha-Gemeinde heute

Heute ist die Evangelische Martha-Gemeinde ein Ort, der sich bewusst seiner Geschichte stellt und sie zugleich in die Gegenwart trägt – mit Offenheit, Kreativität und einem klaren sozialen und spirituellen Profil. Wer die Kirche betritt, spürt: Hier ist ein Raum, in dem Glaube gelebt, Vielfalt geschätzt und Gemeinschaft gestaltet wird.

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