Gerechtigkeit

Kirche in einer Zeit der Krisen

Die Welt, in der wir leben, ist von Unsicherheit, Kriegen, Klimawandel und sozialer Ungleichheit geprägt. Viele Menschen spüren die Bedrohung existenzieller Lebensgrundlagen am eigenen Leib: durch Armut, Ausgrenzung, Fluchterfahrungen, Vereinsamung und die wachsende Schere zwischen Arm und Reich.

Als Martha-Gemeinde stellen wir uns dieser Realität. Für uns ist Glaube keine abgeschlossene Lehre, sondern eine Einladung zur Verantwortung. Wir glauben, dass Kirche dann glaubwürdig bleibt, wenn sie an der Seite derer steht, die auf Unterstützung, Schutz und Teilhabe angewiesen sind. Gerechtigkeit beginnt bei uns – in der konkreten Arbeit vor Ort.

Diakonisch und politisch – Kirche in Aktion

In unseren Räumen leben wir eine Form von Kirche, die sich als diakonisch und politisch zugleich versteht. Die Offene Jugendarbeit Martha ist ein lebendiges Beispiel dafür: Mitten im Alltag betreuen wir Kinder und Jugendliche mit Fluchtgeschichte, aus prekären Lebensverhältnissen oder mit traumatischen Erfahrungen. Unser Team begleitet sie mit Offenheit, Vertrauen und Respekt – unabhängig von Herkunft oder Religion. In einem geschützten Raum werden sie gesehen, gefördert und gestärkt.

Wir holen sie vom Rand in die Mitte. Dabei würdigen wir auch ihre religiösen Ressourcen, zumeist muslimisch geprägt, und fördern zugleich interreligiöse Gesprächsfähigkeit und gegenseitige Toleranz.

Solidarität ist mehr als ein Wort

Gerechtigkeit zeigt sich für uns nicht in großen Reden, sondern in konkretem Handeln – oft im Kleinen, oft im Verborgenen. Unsere Gemeinde lebt von einer Kultur der Beteiligung: flache Hierarchien, aktive Ehrenamtliche, gemeinschaftlich getragene Verantwortung.

Wir haben eine umfangreiche Geflüchtetenarbeit auf ehrenamtlicher Basis aufgebaut, unsere Gottesdienste sind ebenso durch Beteiligung geprägt wie unsere politischen und sozialen Initiativen. Die Zusammenarbeit mit Menschen anderer Religionen und mit nichtkirchlichen Partner*innen vor Ort ist für uns selbstverständlich – gelebte Solidarität in der Nachbarschaft und darüber hinaus.

Ökologisch, verantwortungsvoll, zukunftsorientiert

Gerechtigkeit betrifft auch unseren Umgang mit der Schöpfung. Als Gemeinde tragen wir Verantwortung für die ökologischen Grundlagen unseres Lebens. Der Weg zu einer klimaneutralen Kirche ist für uns Teil eines größeren Gerechtigkeitsverständnisses. Dank Förderungen konnten wir bereits Maßnahmen wie beheizbare Infrarot-Sitzkissen und die Reduktion von Heizbedarf umsetzen – weitere Schritte folgen.

Diese ökologische Achtsamkeit ist eingebettet in eine lange Tradition sanfter Stadterneuerung, für die Martha bereits in den 1970er Jahren Impulse gesetzt hat. Heute bedeutet das für uns: Wir leben eine nachhaltige, soziale und gerechte Gemeindeentwicklung – von der Gebäudeökologie bis zum Gemeindeleben.

Gerechtigkeit als geistliche Praxis

Gerechtigkeit ist bei uns nicht nur eine soziale oder politische Aufgabe, sondern auch eine spirituelle. Wir verstehen unser Engagement als Ausdruck gelebten Glaubens – als Verbindung von Gebet, Gemeinschaft und gesellschaftlicher Verantwortung.

In unseren Gottesdiensten, Gesprächen und Initiativen bleibt der Ruf nach Gerechtigkeit nicht abstrakt. Er wird konkret – in den Gesichtern, Stimmen und Geschichten der Menschen, mit denen wir gemeinsam unterwegs sind.