Predigt zum Brief an die Gemeinde in Rom 12,9-20

Predigt von Pfarrerin Josephine Furian am 22. Juni 2025

Wir hörten aus einem Brief an die Gemeinschaft in Rom im Jahr 54. Vor kurzer Zeit waren sie vertrieben worden. Nach dem Tode des Kaisers Claudius kehrten sie zurück. Im Herzen des römischen Imperiums versuchen sie auf ihre Weise zu leben. Sie sind eine zusammengewürfelte Gruppe. Und verweigern den Kaiser und sein Imperium als göttlich und bleibend zu verehren. Eine andere Welt ist immer möglich, behaupten sie. Und so versuchen sie als Versklavte und Herrinnen möglichst herrschaftsfrei miteinander zu leben. Das ist nicht leicht. Also werden sie sich untereinander beraten haben. Auch auf Basis dieses Briefes. Phoebe brachte ihn, las ihn vor, und sie tauschten sich aus, stritten, suchten Weisheit, widersprechen einander. Und die Absender*innen? Die sind wohl ein Kollektiv aus Korinth. Paulus ist bei ihnen. Aber er schrieb diesen Brief nicht selbst und schon gar nicht allein. Tertius schrieb den Brief auf, steht am Ende des Briefes (Röm 16,22). Paulus beansprucht keine Autorenschaft. Viele überlegten und diskutierten. Und ich denke dadurch bekommt der Brief mehr Gewicht. Diese Gemeinschaften und ihre Briefe wurden von der römischen Herrschaft sehr kritisch beobachtet. Verschlüsselt schreiben war wichtig, Briefträgerin zu sein war gefährlich. (Das sehe ich immer wieder in Untergrund- und Widerstandsgruppen: Botinnengänge machen Frauen, Frauen mit Nerven dick wie Seile). Phöbe nahm es auf sich.

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Sophia – Die vergessene Göttliche


Gottesdienst und Predigt am 11. Mai 2025, gestaltet von Els van Vemde

Begrüßung: Im Zeichen der Weisheit

Liebe Menschen, mit diesen Worten aus dem Buch der Sprichwörter – auch Sprüche Salomons genannt – möchte ich Sie und euch herzlich begrüßen.


Heute soll es um Weisheit gehen. Die Weisheit die wir in diesen Zeiten so sehr vermissen. Es gibt zwar viele weise Menschen, aber ihre Stimmen haben – abgesehen von den Wirtschaftsweisen – wenig Gewicht. Nicht mal der Weckruf vom weisen Papst Franziskus – immerhin das Oberhaupt einer Weltkirche – wurde erhört. Möge seine Stimme in der Zukunft weiter wirken. Und möge der neue Papst Leo der XIV auch neue weise Worte finden.


Achtzig Jahre nach dem Ende eines schrecklichen Weltkrieges gibt es heute mehr Kriege in der Welt als je zuvor. Am vergangenen Donnerstag, am 8. Mai, wurden zu diesem Anlass in Martha die Glocken geläutet und die Friedenskerze angezündet. Wir gedenken auch heute.

Und besonders denken wir an eine Frau, die Margot Friedländer, die den Holocaust überlebte und jetzt mit 103 Jahren gestorben ist. Und wir vergessen nicht ihre Worte: „Seid Mensch!“

Ich werde jetzt die Friedenskerze anzünden und bitte um einen Augenblick der Stille.

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Mutig – stark – beherzt: Für eine Welt ohne Krieg

Mutig – stark – beherzt: Für eine Welt ohne Krieg

Impressionen vom ökumenischen Friedenszentrum in Hannover, 1.-3. Mai 2025

von Monika Matthias

Es war wie ein Ankommen an der Quelle lebendigen Wassers.


Sehr durstig war ich. Die beständige Militarisierung unserer Gesellschaft setzt mir zu.
Unsere Kirchen erlebe ich diesbezüglich als nahezu sprachlos. Papst Franziskus, der Krieg und Aufrüstung als eine Niederlage der Menschheit beklagte, der um Friedensbemühungen bat, sanft und dringlich, auch mit der beseelten Schöpfung, er ist nicht mehr sichtbar unter uns.
Und dann höre ich von dem ökumenischen Friedenszentrum parallel zum Kirchentag. Eine bundesweite Initiative „Christlicher Friedensruf Hannover 2025“ hat es auf den Weg gebracht. Zahlreiche Friedensinitiativen sind Kooperationspartner*innen, beispielsweise pax christi, peace4future, Arbeitergeschwister, DFG-VK, Internationaler Versöhnungsbund, IPPNW, Netzwerk Friedenssteuer, Sicherheit neu denken, church and peace…. Schirmherrin ist Dr. Margot Käßmann. Sein Ziel ist, so lese ich, eine mutige, starke, beherzte theologische Stimme gegen die Militarisierung der Politik und unserer Gesellschaft hörbar zu machen und einen christlichen Friedensruf ins Gespräch zu bringen. Friedensfähig statt kriegstüchtig.
Da will ich hin. Kurzentschlossen mache ich mich auf den Weg nach Hannover.

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Wer macht den Abwasch …?!

Wer macht den Abwasch …?!

von Rens Dijkman-Kuhn | Predigt zur Einführung als Pfarrerin der Gemeinde Martha am 20. Oktober 2024

Zwei ungleiche Schwestern unter einem Dach

Lukas 10, 38–42

Es wohnen in einem Haus zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da gibt es die ältere Schwester. Martha. Sie ist tatkräftig, betriebsam und emsig. Fürsorgend. Geradezu immer beschäftigt, ihr Haus in Ordnung zu halten und eine gute Gastgeberin zu sein. Und es gibt die jüngere Schwester. Maria. Sie ist eher zurückhaltend, ruhig und in sich gekehrt. Nachdenklich. Heute würde man sagen, sie ist eine, die die Arbeit nicht unbedingt erfunden hat. Und so gibt es im Haus der beiden Schwestern natürlich Spannungen. So wie es auch in unseren Häusern und in unseren Familien sicherlich Spannungen gibt. Wenn die Persönlichkeiten so unterschiedlich sind, dass sie einander im Weg zu sein scheinen.

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